Herr der Hörner
von Matthias Politycki (Hoffmann und Campe, 2005) Mit drei Zehnpesoscheinen in der Tasche macht sich der fünfzigjährige Broder Broschkus, erfolgreicher hanseatischer Bankier, auf in den schwarzen Süden Kubas, um dort eine Frau zu suchen, in deren abgründig grünen Augen er die Erleuchtung seines Lebens erfuhr. Er hofft, die Frau, von der er nicht einmal den Namen weiß, anhand der Notizen auf jenen drei Geldscheinen wiederzufinden. |
Santiago de Cuba - Casa Granda
„Die Hotelbar lag als Loggia in etwa zwei Meter Höhe über dem Platz, den man prächtig überschauen konnte, bloß durch eine Brüstung von ihm getrennt. Dich auch diejenigen, die sich unten präsentierten – dunkle Damen in phosphoreszierenden Tops, dunkle Jungs mit Rastalocken und guter Laune, ein paar müßig patrouillierende Polizisten -, doch auch die Einheimischen sahen, was sie sehen wollten: ältere Herrschaften, wie sie mehr oder weniger angestrengt jeden Zuruf von unten zu überhören suchten.“
„Die Hotelbar lag als Loggia in etwa zwei Meter Höhe über dem Platz, den man prächtig überschauen konnte, bloß durch eine Brüstung von ihm getrennt. Dich auch diejenigen, die sich unten präsentierten – dunkle Damen in phosphoreszierenden Tops, dunkle Jungs mit Rastalocken und guter Laune, ein paar müßig patrouillierende Polizisten -, doch auch die Einheimischen sahen, was sie sehen wollten: ältere Herrschaften, wie sie mehr oder weniger angestrengt jeden Zuruf von unten zu überhören suchten.“
© Norbert Mebert 1998
Santiago de Cuba - Friedhof Santa Ifigenia 1
"Nachdem er seinen Touristendollar entrichtet, setzte Broschkus denSchritt in die Totenstadt, zögernd: Marmorne Grabgebäude formierten sich zu regelrechten Straßezügen, links- rechts gewaltig umgitterte Schmucksarkophage, villenartig emporsäulende Grüfte mit trauernden Engeln, Jungfrauen und Steinkreuzen, die mitunter bis in die Maserung der Rinde und mit fein eingemeiselten Jahresringen Holzkreuze imitierten."
"Nachdem er seinen Touristendollar entrichtet, setzte Broschkus denSchritt in die Totenstadt, zögernd: Marmorne Grabgebäude formierten sich zu regelrechten Straßezügen, links- rechts gewaltig umgitterte Schmucksarkophage, villenartig emporsäulende Grüfte mit trauernden Engeln, Jungfrauen und Steinkreuzen, die mitunter bis in die Maserung der Rinde und mit fein eingemeiselten Jahresringen Holzkreuze imitierten."
© Norbert Mebert 1998
Santiago de Cuba - Chicharrones
war Broschkus in seiner verschachtelten Armseligkeit zwar einigermaßen vertraut, jedoch noch immer fremd genug, um ihn weidlich in die Irre und schließlich in stumme Verzweiflung zu treiben. Zumindest in diesem ärmsten ihrer Viertel war die Stadt verwunschen, trotz der Verwüstungen meinte man an jeder Wegkreuzung Altbekanntes zu erkennen und stand doch einen Schritt darauf inmitten vollendeter Fremdheit.
war Broschkus in seiner verschachtelten Armseligkeit zwar einigermaßen vertraut, jedoch noch immer fremd genug, um ihn weidlich in die Irre und schließlich in stumme Verzweiflung zu treiben. Zumindest in diesem ärmsten ihrer Viertel war die Stadt verwunschen, trotz der Verwüstungen meinte man an jeder Wegkreuzung Altbekanntes zu erkennen und stand doch einen Schritt darauf inmitten vollendeter Fremdheit.
© Norbert Mebert 1998
Kopfbild © Norbert Mebert 1998